Zukunftswerkstatt

Aktuelle Forschungslücken und –perspektiven

Silvia Löwe und Jan Köhler (TU Dresden/IRIS e.V.)

Ziel der Zukunftswerkstatt war es, gemeinsam mögliche Forschungslücken und Fragen im Kontext unserer jeweiligen Arbeits- und Forschungsfelder und der bisherigen Symposiumsbeiträge zu identifizieren. Dabei haben wir Ideen für Forschungsthemen gesammelt, von denen wir annehmen, dass sie bisher noch keine oder wenig Berücksichtigung fanden bzw. die für Umsetzung von Chancengleichheit in Wissenschaftseinrichtungen relevant sind.

Nach einer kurzen Einführung und Vorstellungsrunde, haben wir in Kleingruppen die folgenden Fragestellungen diskutiert und die Ergebnisse auf dem Tisch festgehalten:

•Welche Fragen/Themen mit dem Fokus auf Chancengleichheit in Wissenschaftseinrichtungen beschäftigen uns?
•Welche Themen sind wichtig und brauchen tiefergehende Forschung?
•Welche Themen sind bisher noch nicht oder zu wenig betrachtet worden?

Diese Kleingruppen rotierten nach ca. 15min zu nächsten „Ecke“ und diskutierten an den dort festgehaltenen Fragen/Ideen weiter und ergänzten diese. Nach dieser Phase der Rotation und einer Pause zum Stärken, Diskutieren und Bilanzieren haben alle Teilnehmer/innen die vorhandenen Ideen/Ansätze/Fragestellungen noch einmal gewichtet. Die Ergebnisse dieser Runden sind im folgenden - thematisch sortiert - kurz zusammengefasst:

Forschungsbedarf

Ein Schwerpunkt lag darin, eine genaues Bild des/der Wissenschaftlers/in zu zeichnen, dabei die Fächerkulturen zu beachten, die 'role model' zu identifizieren. Nicht zuletzt gilt es, die Perspektive der Männer hinter den erfolgreichen Frauen einzufangen, zu prüfen, ob tatsächlich die Rollen getauscht und keine neuen Modelle gelebt werden, welche gesellschaftliche Akzep-tanz und Anerkennung die Männer erfahren.

Forschungsstrategien

"Gute Praxis" muss sichtbar gemacht werden, zu erforschen ist,  wie und wo dies möglich ist, evtl. gibt es schon einen Leitfaden dafür? Eine zentrale Rolle kommt dabei einer Forschung vor Ort, der Praxisforschung, als einer begleiteten Handlungsforschung zu. Dabei ist zu beachten, dass dies von der Basis gewollt sein muss, andernfalls wäre eine Sensibilisierung vorzuschalten.

Gleichstellungspraxis

Dabei wurde auch die Frage aufgeworfen, ob/wie diese 'Mythos-Wissenschaftler/innen‘ einzu-bremsen sind und wie dieses Bild verändert werden kann. Hier kommt sowohl die „Top-Down-“ also auch die  „Bottom-Up-Strategie“ in Frage. Für Erstere ist die Sensibilität auf Leitungsebene eine wichtige Voraussetzung. In Form einer strukturellen Implementation sind dafür Anreize in Form von „Geld und Reputation“ nötig. Es ist wichtig zu beachten, wie Aktionen legitimiert bzw. begründet werden.

Es bleibt die zentrale Frage, ob ein anderes System entwickelt werden kann und wer beteiligt werden muss. Zu diskutieren wäre in diesem Zusammenhang auch, welche Ebene verändert werden soll, die strukturelle, die individuelle, die kulturelle – wo die "richtige" Handlungsebene ist, ist es die Person oder die Organisation? Die Entwicklung der Genderthematik wir nach Einschätzung der Teilnehmer/innen vor allem als Bottom-Up-Strategie zu wenig beachtet, es braucht hierbei größere Verbindlichkeit, aber auch Offenheit (und Ressourcen und Mut zum Bekenntnis).

Wissenschaftspolitik

Gefragt wurden ebenfalls, welche Institutionen es für den Forschungs-Politik-Transfer gibt,  wo diese angesiedelt sind. Auf  Bundes- oder Länderebene oder an den Hochschulen? Da wo es solche Einrichtungen gibt, wäre zu prüfen, wie es gelungen ist, diesen Transfer herzustellen, welche Ergebnisse es gibt und ob methodische Konzepte dazu vorhanden sind. Die in einigen Bundesländern vorhanden Kompetenzstellen wären hier zu untersuchen.

Weitere einzelne Fragen lauteten etwa: Warum steigen Wissenschaftler/innen aus der Karriere aus? oder auch die nach den Anerkennungs-strukturen / Erwartungshaltung zur Mutterschaft.

Angeregt wurde weiterhin ein (individueller) Austausch zwischen Ost und West sowohl zum Selbstverständnis der Frauen, als Wissenschaftlerin mit Kind und Berufstätigkeit als auch zum  Verständnis der Organisation an sich.